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Ghosting durch den Bewerber: Ein unterschätztes Problem im Recruiting

Lesezeit 4 Min
|19. Februar 2025
Ghosting durch den Bewerber: Ein unterschätztes Problem im Recruiting
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Ghosting kennt man eigentlich aus dem Dating-Bereich: Plötzlich bricht eine Person ohne Vorwarnung den Kontakt ab, ignoriert Nachrichten und ist wie vom Erdboden verschwunden. Doch dieses Phänomen hat inzwischen auch den Arbeitsmarkt erreicht. Immer mehr Unternehmen klagen darüber, dass Bewerber sich plötzlich nicht mehr melden, Vorstellungsgespräche nicht wahrnehmen oder gar am ersten Arbeitstag einfach nicht erscheinen. Aber warum ghosten Bewerber Arbeitgeber, und wie kann man als Unternehmen damit umgehen?

Inhaltsverzeichnis

Warum ghosten Bewerber?

Das Bewerber-Ghosting hat unterschiedliche Ursachen, die nicht immer böswillig gemeint sind. In Zeiten des Fachkräftemangels haben gut qualifizierte Arbeitnehmer oft mehrere Optionen zur Auswahl. Ein besseres Jobangebot oder eine kurzfristige Planänderung kann dazu führen, dass ein Bewerber sich schlichtweg nicht mehr meldet. Besonders dann, wenn der Bewerbungsprozess als unpersönlich empfunden wurde, fällt es manchen leichter, einfach den Kontakt abzubrechen, anstatt eine Absage zu formulieren.

Ein weiterer Grund ist Unsicherheit. Einige Bewerber scheuen die direkte Konfrontation und wissen nicht, wie sie eine Absage kommunizieren sollen. Besonders jüngere Generationen, die stark in der digitalen Kommunikation verankert sind, haben möglicherweise Hemmungen, ein schwieriges Gespräch persönlich oder telefonisch zu führen.

Auch schlechte Erfahrungen mit Unternehmen können eine Rolle spielen. Wer selbst schon einmal nach einer Bewerbung keine Rückmeldung erhalten hat, sieht das Ghosting als eine Art „Gegenschlag“ oder gar als normalen Teil des Bewerbungsprozesses an.

Die Auswirkungen auf Unternehmen

Das Ghosting von Bewerbern kann für Unternehmen erhebliche Probleme verursachen. Offene Stellen bleiben länger unbesetzt, geplante Projekte verzögern sich und der gesamte Recruiting-Prozess wird ineffizienter. Besonders kleine und mittelständische Unternehmen können darunter leiden, da sie oft weniger Bewerber zur Auswahl haben.

Zudem entstehen unnötige Kosten: Jeder Recruiting-Prozess kostet Geld, sei es durch Personalaufwand, Stellenausschreibungen oder Vorstellungsgespräche. Wenn ein Bewerber plötzlich verschwindet, muss das Unternehmen erneut Zeit und Ressourcen investieren, um Ersatz zu finden.

Was Unternehmen gegen Bewerber-Ghosting tun können

  1. Persönliche Bindung aufbauen: Eine wertschätzende Kommunikation und ein freundlicher Bewerbungsprozess können das Risiko von Ghosting reduzieren. Bewerber, die sich respektiert fühlen, sind eher bereit, eine Absage aktiv auszusprechen, anstatt einfach zu verschwinden.
  2. Klare Erwartungen setzen: Unternehmen sollten Bewerbern von Anfang an deutlich machen, dass eine offene Kommunikation erwünscht ist. Dies kann bereits in der Stellenausschreibung oder im ersten Gespräch erwähnt werden.
  3. Schnelle und transparente Prozesse: Wenn Bewerber zu lange auf eine Antwort warten, sinkt ihre Motivation. Kurze Entscheidungswege und schnelle Rückmeldungen können das Interesse aufrechterhalten und das Risiko minimieren, dass ein Kandidat zwischenzeitlich abspringt.
  4. Nachfassen statt aufgeben: Falls ein Bewerber sich nicht meldet, kann eine freundliche Erinnerung per E-Mail oder Telefon helfen. Manchmal geht eine Nachricht schlichtweg unter, oder der Bewerber hat sich noch nicht entschieden.
  5. Offene Absagekultur fördern: Unternehmen können Bewerbern aktiv signalisieren, dass eine ehrliche Absage völlig in Ordnung ist und keine negativen Konsequenzen hat. Dies könnte beispielsweise in einer freundlich formulierten E-Mail stehen, die dem Bewerber eine einfache Möglichkeit gibt, abzusagen.

Fazit

Ghosting durch Bewerber ist eine zunehmende Herausforderung für Unternehmen. Doch anstatt es einfach hinzunehmen, sollten Arbeitgeber Strategien entwickeln, um das Risiko zu minimieren. Eine wertschätzende und transparente Kommunikation, schnelle Prozesse und ein offener Umgang mit Absagen können helfen, das Problem einzudämmen. Letztendlich profitieren beide Seiten von einem respektvollen Umgang – denn auch Bewerber wollen nicht selbst geghostet werden.

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